Zwischen Abschied und Neuanfang: Das „Dazwischen“ nach dem Tod von deinem Tier

Letzte Woche hatte ich einen jener Tage, an denen ich gedanklich und emotional dort war, wo ich NICHT MEHR bin, und gleichzeitig dort, wo ich NOCH NICHT bin. Auf der einen Seite zerrte die Vergangenheit an mir und auf der anderen die Zukunft. Es war dieses Gefühl einer seltsamen Zeit, in der man irgendwo dazwischen hängt und sich ein bisschen verloren fühlt. Wenn du Abschied von deinem geliebten Tier nehmen musstest, weißt du wahrscheinlich, wovon ich spreche. Und das kam so…
Auf dem Bild sieht man als Tier einen Hund, der zwischen den Beinen einer Frau steht.

Letzte Woche hatte ich einen jener Tage, an denen ich gedanklich und emotional dort war, wo ich NICHT MEHR bin, und gleichzeitig dort, wo ich NOCH NICHT bin. Auf der einen Seite zerrte die Vergangenheit an mir und auf der anderen die Zukunft. Es war dieses Gefühl einer seltsamen Zeit, in der man irgendwo dazwischen hängt und sich ein bisschen verloren fühlt. Wenn du Abschied von deinem geliebten Tier nehmen musstest, weißt du wahrscheinlich, wovon ich spreche.

Und das kam so …

Samtpfoten-Sehnsucht

Ich habe die letzten sieben Wochen in Gmunden verbracht und liiiiiebe es dort (so sehr, dass es immer wahrscheinlicher wird, dass ich dort einmal leben werde – aber darum geht´s jetzt nicht). Es war das erste Mal seit Muckis Tod, der nun immerhin schon mehr als eineinhalb Jahre zurückliegt, dass ich so lange von zu Hause weg war. Somit  war ich auch so lange wie noch nie in den letzten 17 Jahren „unbekatzt“. Denn dort wo ich wohne, leben auch sehr viele Katzen und seit Mucki nicht mehr mit Zähnen und Krallen sein Revier verteidigt, machen sie es sich immer wieder in meinem Garten gemütlich und holen sich auch die eine oder andere Streicheleinheit. In Gmunden fehlt mir diese liebevolle samtpfötige Zuwendung. An diesem Tag habe ich Mucki so sehr vermisst und zugleich zum ersten Mal gemerkt, dass der Wunsch nach neuer tierischer Begleitung mein Herz erfüllt. Doch im Moment könnte ich ihm aufgrund der von mir gewählten Lebensweise nicht gerecht werden. Es wäre egoistisch von mir, das zu ignorieren (mehr zum Thema kannst du in „Bereit für einen neuen Pfotenfreund?“ nachlesen). Also versuchte ich im Spagat zwischen meinem vergangenen Leben mit Mucki sowie und einem zukünftigen mit einem neuen Tier die emotionale Balance zu halten.

 

Das berühmte Loch, in das man fällt …

Der zweite Grund war mein Pfotentrauer-Ratgeber. Sieben Monate habe ich fast jeden Tag daran gearbeitet und es geliebt (auch wenn es nicht immer leicht war). Mein Herz brannte dafür, aus den  Erfahrungen meiner eigenen Trauerreise, meinem Wissen und den Gesprächen mit anderen Trauernden einen Ratgeber zu schreiben, der die Menschen in ihrem Schmerz liebevoll umarmt und ihnen zugleich nach dem Abschied von ihrem Tier hilfreich zur Seite steht. Und nun, da das letzte Wort geschrieben und das Manuskript abgegeben ist, vermisse ich das Schreiben und warte ungeduldig darauf, das Buch endlich in Händen zu halten. Also auch hier ein „Dazwischen“, das Gefühl das etwas Liebgewonnenes fehlt und etwas sehnsüchtig Erwartetes noch nicht da ist. 

Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie es in diesem „Dazwischen“ war: ungemütlich, unrund, hibbelig und ja, auch mit einem schmerzlichen Ziehen im Herzen.

 

Und was hat das mit dem Abschied von deinem Tier zu tun?

Jetzt denkst du dir vielleicht: Aha, und was hat das nun mit dem Trauern zu tun? Einiges! Denn dieses „Dazwischen“, diese Gefühl der Leere, macht sich oft besonders stark nach dem Tod eines geliebten Tieres bemerkbar und ist eine der schmerzvollsten Phasen des Trauerns. Es ist, als würde man zwischen zwei Welten schweben – nicht mehr Teil der alten, vertrauten Welt, aber auch noch nicht angekommen in einer neuen Realität. Dieses „Dazwischen“ ist nicht nur emotional belastend, sondern kann auch körperlich und geistig sehr anstrengend sein. Doch warum ist das so? Warum ist das „Dazwischen“ für uns Menschen oft so schwierig zu ertragen?

 

Trauer als Zustand des „Dazwischen“

Trauer ist in vielerlei Hinsicht ein Zustand des „Dazwischen“. Es ist ein Übergang, ein Schwebezustand zwischen der alten Realität, die durch den Abschied von deinem geliebten Tier unwiderruflich verändert wurde, und einer neuen Realität, die wir noch nicht ganz begreifen oder akzeptieren können. Wenn wir mit dieser Leere konfrontiert werden, ist es nicht ungewöhnlich, sich verloren zu fühlen. 

 

Das vertraute Leben, in dem dein Seelentier an deiner Seite war, ist plötzlich nicht mehr greifbar, und die Welt fühlt sich fremd an. Du lebst nicht mehr in dieser alten, gemeinsamen Welt, aber auch noch nicht in einer, in der du den Verlust verarbeitet und dein Leben mit deinem Liebling im Herzen neu gestaltet hast.

 

Dieser Übergangszustand ist deshalb so herausfordernd, weil er von Unsicherheit geprägt ist. In der Trauerforschung spricht man von der „liminalen Phase“ – einem Zwischenzustand, in dem wir weder die Vergangenheit loslassen noch die Zukunft vollständig annehmen können. Es ist die Zeit, in der wir uns mit der Realität des Verlusts auseinandersetzen müssen. Dieser Zustand des „Dazwischen“ ist auch deshalb so schmerzhaft, weil er uns dazu zwingt, uns der Endgültigkeit des Todes zu stellen. Das Leben mit unserem Liebling, so wie er es kennen, ist unwiderruflich vorbei, und das macht natürlich unendlich traurig, oft begleitet von einer lähmenden Hilflosigkeit.

 

Der Übergang und seine Herausforderungen

In der Trauer erleben wir, dass wir keine Kontrolle über die Zeit haben. Wir können nicht zurückgehen, um noch einmal Momente mit unserem Liebling zu erleben, um vielleicht Dinge anders zu machen oder noch mehr Zeit miteinander zu verbringen. Aber gleichzeitig können wir nach dem Abschied von unserem geliebten Tier auch nicht einfach weitergehen, als wäre nichts passiert. Die Trauer verwehrt uns den einfachen Übergang in den Alltag, denn sie verlangt von uns, innezuhalten und uns mit dem Schmerz, dem Verlust und der Veränderung auseinanderzusetzen.

Trauerforscher beschreiben diesen Prozess oft als einen, der in Phasen verläuft, wobei das „Dazwischen“ eine der schwierigsten ist. Dieser Zustand fordert Kraft, Geduld, Verständnis und Selbstmitgefühl. Das Loslassen des Alten geschieht nicht sofort. Wir müssen uns emotional von unserem alten Leben lösen, was oft Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern kann. Doch es ist genau diese Zeit, die nötig ist, um den Verlust zu akzeptieren und sich schrittweise einen neuen Alltag aufzubauen. 

Dieser Übergang verläuft allerdings nicht linear. Manchmal fühlen wir uns, als wären wir bereits ein Stück weitergekommen, nur um dann plötzlich wieder tief in den Schmerz zurückzufallen.

 

Rückschläge sind Teil des Trauerprozesses und zeigen uns, dass Heilung Zeit braucht.

 

Es gibt nach dem Abschied von deinem Tier keine Abkürzung durch diesen Zustand des „Dazwischen“. Das macht ihn so erschöpfend. Doch mit der Zeit lernen wir, uns in dieser neuen Realität zurechtzufinden.Doch was können wir tun, um uns in dieser Zeit des „Dazwischen“ immer wieder zu erden? Wie können wir uns ins Hier und Jetzt zurückholen, wenn die Gedanken ständig in der Vergangenheit oder der Zukunft schweifen?

 

Sieben Dinge, die helfen, sich ins Hier und Jetzt zu holen

SOS-Atemübung

Diese hilft dir, wenn du merkst, dass Angst und Panik sich bemerkbar machen. Atme tief ein und aus. Konzentriere dich dabei auf den Atemfluss und zähle deine Atemzüge. Diese einfache Übung hilft, den Geist zu beruhigen und sich auf den gegenwärtigen Moment zu fokussieren.

 

Die Natur ist deine beste Freundin 

Ein Spaziergang im Wald oder im Park kann Wunder wirken. Achte auf die Geräusche der Natur, den Wind auf deiner Haut, die Farben um dich herum. Die Natur hilft uns, uns zu erden und uns mit dem Hier und Jetzt zu verbinden.

 

Bewusste Körperwahrnehmung

Setze dich hin und spüre in deinen Körper hinein. Wo fühlst du Anspannung? Wo fühlst du Leichtigkeit? Diese Übung hilft dir, aus einem Gedankenkarussell auszusteigen und wieder in Kontakt mit deinem Körper zu kommen.

 

Achtsamkeitsmeditation

Setze dich in Ruhe hin, schließe die Augen und lasse deine Gedanken einfach ziehen, ohne ihnen nachzugehen. Konzentriere dich auf den Moment, auf deinen Atem, auf das Gefühl des Sitzens. Meditation hilft, den Geist zu klären und im Jetzt zu verweilen. Wenn du ein so „unruhiger Geist“ bist wie ich, klappt das oft nicht so recht. In diesem Fall probiere es mit meditativer Beschäftigung, wie zum Beispiel:

 

Kochen oder Backen

Das Zubereiten von Essen erfordert Aufmerksamkeit und Hingabe – vor allem, wenn du etwas Neues ausprobierst. Schneide Gemüse, rühre im Topf, koste, würze – all das sind Handlungen, die dich ins Hier und Jetzt holen können. Vor allem, wenn du sie mit Liebe machst! 

 

Kreative Auszeiten

Ob malen, stricken oder gärtnern – eine kreative Beschäftigung kann helfen, sich auf den Moment zu konzentrieren und die Gedanken zu beruhigen.

 

Schreiben

Wenn du hier schon länger mitliest, hast du schon darauf gewartet, oder? 😅 Setze dich hin und schreibe deine Gedanken auf. Es muss nichts Perfektes entstehen, es geht einfach darum, deine Gefühle und Gedanken festzuhalten. Schreiben ist so befreiend und hilft, Ordnung in das innere Chaos zu bringen. 

 

Hier sind drei einfache Schreibübungen, die dir helfen können, dich binnen weniger Minuten ins Hier und Jetzt zu bringen:

 

Wortfokus

Wähle ein einfaches Wort aus, wie „Sonne“ oder „Stille“, und schreibe für fünf Minuten alles auf, was dir zu diesem Wort einfällt. Bleibe dabei ganz bei dem Gefühl, das dieses Wort in dir auslöst, und lass deine Gedanken dazu fließen.

 

Das „Jetzt“ in drei Sätzen

Schreibe drei Sätze darüber, was du genau in diesem Moment erlebst. Es können einfache Beobachtungen sein, wie „Ich sitze am Tisch und schreibe. Die Luft ist kühl. Ich höre das Ticken der Uhr.“ Diese Übung zwingt dich, ganz im Moment zu bleiben.

 

Gedankenanker

Schreibe einen Satz oder ein Wort, das dich beruhigt oder erdet, mehrmals hintereinander auf. Zum Beispiel „Ich bin hier“ oder „Alles ist gut“. Durch das Wiederholen eines beruhigenden Satzes hilfst du dir selbst, im Hier und Jetzt zu bleiben.

Natürlich schnippen diese kleinen Übungen den Schmerz des Abschieds von deinem geliebten Tier und das „Dazwischen“ nicht einfach weg, aber sie schenken dir jene Pausen, die du brauchst, um wieder Kraft zu tanken auf deiner Trauerreise. 

 

Falls du dich jetzt fragst, was ich an diesem besagten Tag gemacht habe: ich hab mich angezogen, mein Schreibzeug in die Tasche gepackt, war lange am Fluss spazieren und habe mich in mein Gmundner Lieblingscafé gesetzt, um zu schreiben.

 

Alles Liebe 🫶

Claudia 

 

PS.: Wenn du hilfreiche Tipps hast, nach dem Abschied von einem geliebten Tier öfter im „Hier und Jetzt“ zu bleiben, poste sie gerne hier  in den Kommentarten oder in der Pfotentrauer 🐾 Gruppe auf Facebook. 

Als ausgebildeter „Deep Journaling Instructor“ beschäftige ich mich seit Jahren mit der heilsamen Kraft des Schreibens. Wenn ich in einer schwierigen Lage bin, greife ich zu Stift und Papier und bin immer wieder begeistert, was sich durch Schreiben alles lösen lässt. Im Jänner 2023 musst ich nach über 16 Jahren meinen Seelenkater Mucki gehen lassen. Da habe ich beschlossen, aus meiner persönlichen Erfahrung des Trauerns und der heilsamen Kraft des Schreibens ein Programm zu entwickeln. Damit möchte ich Menschen in dieser Ausnahmesituation helfen, ihre Trauerreise so einzigartig und persönlich zu gestalten, wie das Leben mit ihrem Seelentier war.

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