Letzte Woche hat mir eine Freundin etwas erzählt, das mich ziemlich wütend 😡 gemacht hat.
Und das kam so:
Ihr geliebter Hund 🐕 Juke, der sie mehr als 11 Jahre begleitet hat, ist im Februar völlig unerwartet verstorben.
Sie war zwar unglaublich traurig, aber auch sehr gefasst. Sie kümmerte sich um die Einäscherung, suchte die Urne aus und richtete zu Hause einen liebevollen gestalteten Erinnerungsplatz ein.
Juke starb an einem Freitag am Abend, am Montag ging sie wie gewohnt zu Arbeit. 👩💻
Sie traf sich mit Freund*innen und kümmerte sich um ihren Vater.
Am Donnerstag vor zwei Wochen – sie saß gerade im Büro – war sie plötzlich da, die Erkenntnis: NIE WIEDER würde Juke 🐕 sie zur Arbeit begleiten.
Die Welt 🌎 drehte sich von einer Sekunde auf die nächste in die andere Richtung und warf sie völlig aus der Bahn.
Weinend 😭 brach sie über ihrem Schreibtisch zusammen, nichts und niemand konnte ihre Tränen stoppen.
In diesem Moment des Schmerzes 😣 kam ihr Chef zur Tür rein, sah sie völlig aufgelöst vor sich und meinte: „Ist es jetzt nicht schon etwas spät, um zu heulen?“
Diese respektlose, übergriffige und empathielose Aussage hat meinen Puls nach oben schnellen lassen. 😤
Sie hat mir aber auch wieder einmal gezeigt, wie wenig viele Menschen über den Prozess des Trauerns und der Heilung wissen.
Heute möchte ich dich daher darin bestärken, auf dich und deine Gefühle zu hören und wieder einmal etwas Bewusstsein schaffen, was es bedeutet, um ein geliebtes Seelentier zu trauern.
Warum setzt Trauer oft zeitverzögert ein?
Wenn unser Liebling stirbt, stehen wir zunächst einmal unter Schock. Wir können nicht glauben, dass er nicht mehr an unserer Seite ist. Das ist eine natürliche psychologische Reaktion, die uns davor schützt, von unseren Emotionen überwältigt zu werden. In dieser Phase ist es schwierig, den Verlust vollständig zu realisieren oder zu akzeptieren. In den ersten Tagen und Wochen wartet man immer wieder darauf, dass die Katze plötzlich wieder nach Hause kommt, denkt, dass der Hund im Nebenzimmer schläft, das Pferd in einem anderen Stall steht oder der Hamster aufwacht und man das Rad sich wieder drehen hört. Diese Form der Verleugnung ist ein Schutzmechanismus, der es uns ermöglicht, mit dem anfänglichen Schmerz umzugehen, ihn nach und nach zu spüren.
Mit der Zeit, wenn der Verlust immer mehr Realität wird und der anfängliche Schock nachlässt, beginnen die Emotionen, die zuvor unterdrückt wurden, an die Oberfläche zu drängen. Es ist, als ob das Gehirn uns Zeit gibt, uns auf die Konfrontation mit unserer Trauer vorzubereiten.
In diesem Stadium kann die Trauer plötzlich und überwältigend sein, da wir beginnen, den Verlust vollständig zu verarbeiten.
In dieser Zeit ist man besonders verletzlich und emotional instabil. Das ist völlig normal und absolut in Ordnung. Nicht nur deine Seele leidet, auch der Körper zeigt Reaktionen wie extreme Müdigkeit, Schlafprobleme oder ungewollten Gewichtsverlust.
Nur weil deine Trauer zeitversetzt einsetzt, heißt das nicht, dass du dann nicht mehr trauern darfst.
Öffne dich deiner Trauer, sieh dich und deine eigene Heilung als oberste Priorität in deinem Leben. Du hast jedes Recht dazu – genauso wie meine Freundin.
Du und deine Trauer – ihr seid die Nummer 1 in deinem Leben
Manchmal denken wir, dass wir es unseren Mitmenschen schuldig sind, am Arbeitsplatz und im Privatleben weiter zu „funktionieren“. Manchmal kommt uns das aber auch gelegen. Wir glauben, dass Ablenkungen uns hilft und uns davor schützt, über den Verlust nachdenken zu müssen.
Das tut es bis zu einem gewissen Grad auch, doch Heilung beginnt damit, dich selbst als Priorität zu sehen und deiner Trauer jene Aufmerksamkeit zu schenken, die sie braucht. Deine Bedürfnisse sind – gerade in der ersten Zeit – die Grundlage für jede Entscheidung. Das bedeutet nicht, dass du egoistisch bist; es bedeutet, dass du dich um dein eigenes Wohlbefinden kümmerst.
Ich weiß, dass ich mich in dem Punkt wiederhole, doch es ist für deine heilsame Trauerreise sehr wichtig, wenn nicht das Wichtigste: nimm dir Zeit und Raum für deine Trauer, schenke ihr deine liebevolle Aufmerksamkeit. Nur so kannst du deinen Trauerweg gehen und bleibst nicht in einer endlosen Schmerzschleife gefangen.
Das kannst du tun, wenn Menschen deine Trauer nicht akzeptieren
Oft kommt es allerdings vor, dass Menschen um dich herum die Tiefe deiner Trauer nicht verstehen oder akzeptieren. Sie denken oder sagen, dass es „nur ein Tier“ war und erwarten, dass du schnell darüber hinwegkommst und dich „nicht so anstellen sollst“. Solche Reaktionen verursachen zusätzlichen Schmerz und verstärken das Gefühl von Einsamkeit.
Meine Freundin leidet seit diesem Vorfall unter der unmöglichen Aussage ihres Chefs und würde am liebsten kündigen. Sie fühlt sich nicht mehr wohl, nicht ernstgenommen und nicht respektiert – nicht nur in ihrer Trauer, sondern vielmehr als Person. Das sollten Menschen – und vor allem auch Arbeitgeber*innen bedenken, bevor sie sich zu solch taktlosen Äußerungen hinreißen lassen. Sie könnten damit über kurz oder lang eine wertvolle Mitarbeiterin und einen wertvollen Mitarbeiter verlieren. Respektlosigkeit entzweit Menschen.
Doch zurück zu dir, deiner Trauer und was dir in dieser Zeit hilft:
Setze Grenzen
Auch hier ist es wichtig, klare Grenzen zu setzen und deutlich zu sagen, wenn bestimmte Aussagen oder Verhaltensweisen dir nicht helfen oder sogar verletzend sind. Du hast das Recht, zu bestimmen mit wem und wie du über deine Trauer sprichst. Wenn es dir schwerfällt, Grenzen zu setzen, hilft dir mein Beitrag „Nein“ ist ein ganzer Satz: Grenzen setzen in der Trauer besser für dich einzustehen.
Suche Verständnis bei den richtigen Menschen
Konzentriere dich darauf, Unterstützung bei Menschen zu suchen, die deine Gefühle verstehen und akzeptieren. Meist sind dies andere Tierbesitzer, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
In meiner geschlossenen Facebook Gruppe Pfotentrauer 🐾 findest du solch wertvolle Menschen.
Erkläre deine Gefühle
Manche Menschen verstehen vielleicht einfach nicht, welche Rolle dein Liebling in deinem Leben gespielt hat. Ruhig und offen zu erzählen, wie tief du mit deinem Seelentier verbunden gewesen bist und wie sehr der Verlust dich getroffen hat, lässt deine Mitmenschen vielleicht besser verstehen, wie es dir geht. Wenn nicht, beende das Gespräch oder wechsle das Thema.
Akzeptiere unterschiedliche Perspektiven
Letztlich ist es hilfreich und notwendig, zu erkennen, dass nicht jede*r die Bedeutung eines Tieres im Leben eines Menschen verstehen kann. Das zu akzeptieren, hilft um Frieden mit der Situation zu finden und sich nicht durch wiederholte Diskussionen noch zusätzlich Schmerz zuzufügen. In der Wahl deiner Konsequenzen bist du völlig frei. Du alleine entscheidest, ob du diesen Menschen weiterhin in deinem Leben haben willst oder nicht.
Erinnere dich immer daran: deine Trauer ist legitim und es ist dein Recht, diesen Verlust auf eine Weise zu betrauern, die dir hilft – völlig egal, wie lange der Tod deines Lieblings zurückliegt.
Du siehst, es ist also nie zu spät für meine kostenlose „Erste Hilfe für deine Trauer“. Mit ihr gelingt es dir, dich deinem Schmerz zu stellen.
Warum das so wichtig ist? Weil du ihn nur dann besiegen kannst, sonst besiegt er mit der Zeit dich.
0 Kommentare