Mit einem lauten Knall war es plötzlich dunkel und still im gesamten Haus. Es dauerte eine Sekunde bis ich merkte, dass ich das war. Besser gesagt mein Herd, als ich ihn einschaltete. Nach 26 Jahren hatte er also seinen Dienst quittiert. Natürlich an einem Sonntag. Man kennt das ja.😏 Ich sehe dich gerade vor mir, wie du dir denkst: „okay, aha und was hat das mit Trauer zu tun?“ Zunächst war es auch für mich nur ein alltägliches Ärgernis. Doch aus dem Nichts kamen plötzlich die Erinnerungen:
🐟 Auf diesem Herd habe ich immer Muckis geliebten Fisch gekocht.
🔥 Da war auch der Tag, als der Topf Feuer gefangen hatte als ich schlief und es war Mucki, der mich mit lautem Miauen weckte und uns damit wohl das Leben rettete.
Ich merkte, wie eine leise Traurigkeit in mir aufstieg und ein Anflug von Melancholie mein Herz erfüllte. Plötzlich war der Verlust von Mucki wieder ganz nah, als wäre es gestern gewesen.
Erinnerungen können eben diese Wirkung haben – sie sind die unsichtbaren Fäden, die unsere Vergangenheit mit der Gegenwart verbinden und uns immer wieder zurück zu besonderen Momenten führen.
Wie Erinnerungen entstehen
Erinnerungen entstehen in unserem Gehirn durch komplexe Prozesse. Wenn wir etwas erleben, verarbeitet unser Gehirn diese Informationen. Der Hippocampus spielt eine wichtige Rolle, denn er hilft dabei, Erlebnisse in langfristige Erinnerungen umzuwandeln.
Wenn wir eine Erfahrung machen, werden die Informationen zunächst im Hippocampus verarbeitet und dann in den Neokortex übertragen. Dort werden sie in Form von neuronalen Netzwerken gespeichert. Diese Netzwerke bestehen aus Nervenzellen, die durch Synapsen miteinander verbunden sind. Durch diese Verbindungen können wir später ähnliche Erlebnisse oder bewusste Gedanken nutzen, um die gespeicherten Erinnerungen wieder abzurufen.
Wenn in der Trauer unerwartete Erinnerungen auftauchen
Wie meine Geschichte mit dem Herd zeigt, tauchen Erinnerungen manchmal auch ganz plötzlich auf, oft ausgelöst durch etwas, das nicht einmal direkt mit unserem Seelentier in Verbindung steht, wie eine Leine, ein Futternapf oder Spielzeug. Dies geschieht, weil unsere Erinnerungen mit vielen verschiedenen Sinneseindrücken verknüpft sind. Ein bestimmter Geruch, ein Geräusch oder sogar ein alltäglicher Gegenstand kann ein neuronales Netzwerk aktivieren, das mit einer spezifischen Erinnerung verbunden ist und so unerwartet Erinnerungen an die Oberfläche bringen.
Woran Erinnerungen geknüpft sein können
Erinnerungen sind oft an bestimmte Orte, Gerüche, Geräusche oder Objekte gebunden. Sie können durch die unscheinbarsten Dinge ausgelöst werden, die in unserem Alltag eine Rolle spielen. Zum Beispiel kann der Klang einer Kaffeemaschine oder das Surren eines Staubsaugers eine Erinnerung an dein Haustier hervorrufen, weil dein Gehirn diese Geräusche unbewusst mit Momenten verknüpft hat, die du mit deinem Tier erlebt hast.
Erinnerungen sind ein kostbarer Teil unseres Lebens, der uns immer wieder zeigt, wie eng wir mit denen verbunden sind, die wir lieben. Sie können Trauer auslösen, aber sie erzählen auch Geschichten von Liebe und Verbundenheit.
Warum Erinnerungen Momente der Trauer auslösen können
Erinnerungen sind tief in unserem Gehirn verankert und oft mit starken Emotionen verbunden. Wenn wir eine bedeutungsvolle Erinnerung aktivieren, wird nicht nur das Gedächtnis selbst, sondern auch die damit verbundenen Gefühle wieder wachgerufen. Dies geschieht, weil die Bereiche des Gehirns, die für Emotionen verantwortlich sind, eng mit denen verbunden sind, die für die Erinnerung zuständig sind. Das erklärt, warum uns ein einfacher Reiz – wie der Klang des Herdes oder der Geruch von Fisch – plötzlich überwältigen kann und uns in einen Zustand tiefer Trauer versetzt.
Der liebevolle Umgang mit unerwarteten Erinnerungen
Um gut und liebevoll mit diesen plötzlichen, oft schmerzhaften, Erinnerungen umzugehen, ist es wichtig, dir selbst Raum und Zeit zu geben, die damit verbundenen Gefühle zu verarbeiten.
🌟 Nimm dir Zeit, um in dich hineinzuspüren und beobachte, welche Gefühle diese Erinnerungen in dir auslösen.
⭐️ Schenke diesen Gefühlen deine liebevolle Aufmerksamkeit. Es ist normal, immer wieder von Erinnerungen überwältigt zu werden. Es ist ein natürlicher Teil des Trauerprozesses.
💫 Gib dir den Raum, über die Momente von damals nachzudenken. Ich war in diesem Augenblick so dankbar, dass Mucki mich geweckt hatte.
✨ Wenn es sich für dich stimmig anfühlt, nimm dir einen Moment Zeit für ein kleines Ritual. Auch wenn sich das vielleicht komisch anhört: ich habe kurz meine Hand auf den Herd gelegt und gelächelt.
🌟 Sprich gerne mit anderen über deine Erinnerungen. Das kann helfen, die Trauer zu lindern und den Fokus auf die schönen Dinge eurer gemeinsamen Zeit zu lenken.
⭐️ Kreative Ausdrucksformen wie Malen, Schreiben oder Musizieren helfen, deine Gefühle auszudrücken und zu verarbeiten.
Erinnerungen erzählen Geschichten
Erinnerungen erzählen uns Geschichten über uns selbst und unsere Verbindungen zu anderen. Sie sind Zeugen unseres Lebens, die uns daran erinnern, wie tief unsere Verbundenheit war und ist. Sie zeigen uns, dass alles miteinander verbunden ist und dass unser Verlust Teil eines großen Netzwerks von Erfahrungen und Gefühlen ist.
Schreibimpuls: Was Alltagsdinge dir erzählen
Schau, dass du die nächsten 15 – 30 Minuten ungestört bist und mach es dir gemütlich.
Atme ein paar Mal tief ein und aus, um ganz im Moment anzukommen und greif dann zu Stift und Papier.
Die Top Five
Schreib eine Liste von zumindest fünf Alltagsgegenständen, Geräuschen oder Gerüchen in deinem Zuhause, die dich an deinen Liebling erinnern. Denk dabei „um die Ecke“ und wähle Dinge, die nicht offensichtlich etwas mit deinem Seelentier zu tun haben.
Erinnerungen zum Leben erwecken
Wähle nun eines davon aus, und schreibe, warum sie dir wichtig sind und welche Erinnerungen sie hervorrufen.
Hier drei Beispiele:
📪 Das Geräusch der sich öffnenden Briefkastenklappe, das immer die Neugier deines Hundes weckte und wie er darauf reagierte.
🐈⬛ Der Staubsaugerroboter und wie deine Katze auf ihn reagierte. Erinnere dich ob sie ihn attackierte oder davonlief und was du dann immer gesagt und getan hast.
☕️ Der Duft des Kaffees, den du jeden Morgen zubereitet hast, während dein Liebling sich um deine Beine schlängelte.
Mit dieser Übung findest du Zugang zu Erinnerungen, die bis jetzt noch nicht deine Aufmerksamkeit bekommen haben.
Ich freue mich, wenn du deine Erinnerungen in der Facebook Gruppe Pfotentrauer 🐾 mit uns teilst.
Alles Liebe 🫶
Claudia
PS.: In der Blogkategorie „Erinnerungen bewahren“ findest du mehr Beiträge zum Thema Trauer und Erinnerungen.
Danke dafür dass Sie so Bildhaft schreiben.
Ich bin froh dass ich nicht alleine mit meiner großen Trauer bin um meine geliebte Katze.
Ich erfahre in Ihrer Facebook Seite sehr viele gleiche liebe Menschen und Ihre große Traurigkeit.
Und daß lindert etwas den Schmerz über den Verlust. Danke dafür dass Sie so etwas ins Leben gerufen haben.
Es freut mich sehr, dass ich Sie mit dieser Seite in Ihrer Trauer unterstützen kann Ihnen die Gruppe eine Stütze ist.
Ich fühle von Herzen mit Ihnen.
Alles Liebe
Claudia