Pfotentrauer: Mehr als „nur ein Tier“

„Und? Hast du dich schon auf Tinder angemeldet?“ pfauchte ich meine Freundin an. „Wie kommst du darauf, Peter hat mich doch gerade erst verlassen, mich schmerzt das noch zu sehr.“ „Ach, wirklich. Immer noch? Sind doch schon drei Wochen.“  Meiner Freundin dämmerte, worauf ich hinauswollte. „Aber das kann man doch nicht vergleichen…“ 

„Und? Hast du dich schon auf Tinder angemeldet?“ pfauchte ich meine Freundin an.

Erschrocken wich sie zurück. 

„Wie kommst du darauf, Peter hat mich doch gerade erst verlassen, mich schmerzt das alles mit ihm noch zu sehr.“

„Ach, wirklich. Immer noch? Sind doch schon drei Wochen.“ 

Der Sarkasmus in meiner Stimme wäre auch für den ignorantesten Menschen dieser Welt nicht zu überhören gewesen. 

Meiner Freundin dämmerte, worauf ich hinauswollte. 

„Aber das kann man doch nicht vergleichen…“ 

„Wenn du jetzt noch sagst, dass Mucki doch nur ein Kater 🐈 war, steh ich auf und geh …“ 

 

Kennt ihr solche Dialoge auch? 

Ich habe einige davon geführt. 

Dieser hat sich zwei Wochen nach Muckis Tod aus der Frage meiner Freundin entwickelt, ob ich mich schon nach einem neuen Kater umschaue. 

 

Ich habe mich in den letzten Monaten oft gefragt: 

🤔 Wie soll ich damit umgehen?

🤔 Was kann ich erwidern?

🤔 Wie kann ich Menschen erklären, was es heißt, um sein Seelentier zu trauern.

🤔 Wie kann ich in der Gesellschaft mehr Verständnis für unsere Pfotentrauer   schaffen?

🤔 Wie kann es mir gelingen, beizutragen, dass die Trauer um ein Tier genau so akzeptiert wird, wie die Trauer um einen Menschen? 

 

Dieser Artikel soll dazu beitragen und du kannst durch Teilen ↗️ mithelfen, der Trauer um ein Tier jene Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die sie verdient. 

Geben wir unserer Pfotentrauer 🐾 eine Stimme 🎤 

 

Trauer ist Trauer – ohne wenn und aber 

Die Trauer um ein geliebtes Haustier ist eine Erfahrung, die viele von uns schon gemacht haben oder noch machen werden. 

Unsere Lieblinge haben einen festen Platz in unseren Herzen ♥️ und hinterlassen tiefe Spuren 🐾 in unserem Leben. 

Doch oft wird die Trauer um ein Haustier nicht verstanden oder ernst genommen.

Menschen, die nie die besondere Verbindung zu einem Tier erlebt haben, denken und sagen daher viel zu oft: „Es war doch nur ein Tier“ und ähnliche Sätze.

Diese scheinbar harmlosen und meist unüberlegt ausgesprochen Sätze sind schlichtweg falsch und machen das Trauern um das geliebte Tier noch um einiges schwieriger.

 

Die Top 5 der „No Go“-Sätze 

 

„Es war doch nur ein Tier.“

Dieser Satz ist für uns Trauernde sehr verletzend. Er spielt die einzigartige Bindung und Bedeutung unseres Seelentiers herunter. Unsere Tiere sind jahre- oder jahrzehntelang Familienmitglieder und wir bauen eine besondere Verbindung zu ihnen auf – und sie zu uns.

 

„Nimm dir halt ein neues Haustier.“

Diese – meist gut gemeinte Aussage – ist für uns Trauernde oft belastend. Sie gibt uns das Gefühl, dass unser Liebling einfach ersetzt werden soll.

Ein neues Haustier kann niemals das verstorbene ersetzen, da jedes Tier einzigartig ist und wir eine eigene Beziehung aufbauen.

Die Entscheidung, wann und ob man sich einen neuen vierpfötigen Freund ins Haus holt, ist eine der schwierigsten in der Trauer.

 

„Jetzt reiß dich doch mal zusammen.“

Dieser Satz sagt uns, dass wir unsere Gefühle verbergen sollten. Das führt oft zu einem zusätzlichen Gefühl der Isolation und wir fühlen uns noch einsamer, als wir es durch den Tod unseres Lieblings ohnehin schon tun.

Für eine heilende Trauerreise ist aber wichtig, sich selbst zu erlauben, die Trauer zu durchleben und uns alle Gefühle zuzulassen.

 

„Es ist doch nur ein Tier, du kannst dir ein neues kaufen.“

Diese Kombination aus zwei der meist gesagten Sätze geht noch einen Schritt weiter. Sie blendet unsere Gefühle aus und reduziert unseren Liebling auf einen einfach austauschbaren Gegenstand.

Tiere sind keine Dinge. Tiere sind lebendige, fühlende Wesen. 

 

„Warum bist du so empfindlich?“

Diese Bemerkung ist verletzend. Sie vermittelt das Gefühl, dass unsere Gefühle nicht ernst genommen werden. Doch unsere Seelentiere haben oft einen großen Einfluss auf unser Leben, und der Verlust ist eine sehr schmerzhafte Erfahrung. 

 

Sagt man das, oder lieber nicht? Ein kleiner Impuls.

Eine Freundin hat mich einmal gefragt, was sie denn überhaupt noch sagen darf. Sie war merklich verunsichert. Ich habe ihr damals folgenden Rat gegeben:

Wenn du jemanden in deinem Umfeld hast, der um sein Seelentier trauert, gibt es eine einfach Frage, die du dir selbst stellen kannst, bevor du sie uns Trauernden stellst: 

„Würde ich das auch jemanden fragen, der um seinen Partner, seine Partnerin, einen Verwandten oder guten Freund, gute Freundin trauert?“

Wenn die Antwort darauf NEIN ist, stell sie auch nicht einem Menschen, der um seinen tierischen Liebling trauert.

Oder um es des besseren Verständnisses wegen an einem – durchaus drastischen –  Beispiel zu verdeutlichen:

Niemand würde einen Vater oder eine Mutter nach dem Tod des Kindes fragen: „Und, seid ihr schon dabei, ein neues zu machen?“

 

Nimm dir den Raum für deine Trauer 

Für uns Trauernde ist es wichtig, uns selbst zu erlauben zu trauern und die Bedeutung des Verlusts anzuerkennen.

Wir haben das Recht, unseren Gefühlen Raum zu geben und sollten uns nicht von den Kommentaren anderer abhalten lassen, unsere Trauer zu durchleben.

Trauer ist ein natürlicher Prozess, und es ist in Ordnung, Gefühle zu zeigen und sich Zeit zu nehmen, um zu trauern. 

Da im persönlichen Umfeld das Unverständnis oft recht groß ist, ist es hilfreich, sich mit unterstützenden Menschen zu umgeben, die die Trauer respektieren, Verständnis zeigen und sich gegenseitig helfen. 

In meiner Facebook Gruppe Pfotentrauer 🐾 findest du diese Menschen, die wie du mit dem Verlust leben lernen müssen. 

 

Wie nun umgehen mit solchen Sätzen?

Ich habe mit der Zeit gemerkt, dass es sehr viel Aufklärungsbedarf gibt bei dem Thema. Ich wollte mich nicht rechtfertigen, denn am Trauern gibt es nichts zu rechfertigen. Aber ich wollte, dass die Menschen in meinem Umfeld besser verstehen können, wie es mir geht. 

Hier ein paar meiner Antworten auf die oben genannten Sätze, die vielleicht auch für dich hilfreich sind:

 

Auf „Es war doch nur ein Tier.“

„Ja, Mucki war ein Tier, und er war auch ein treuer Freund und Familienmitglied. Die Verbindung, die ich zu ihm hatte, war einzigartig und voller Liebe.“

 

Auf „Nimm dir halt ein neues Haustier.“

„Ja, kann sein, dass ein neues Haustier mein Leben irgendwann wieder bereichern kann. Im Moment brauche ich aber Zeit, um den Verlust von Mucki zu verarbeiten.“

 

Auf „Jetzt reiß dich doch mal zusammen.“

„Meine Trauer ist völlig normal. Ich erlaube mir, meine Gefühle zu leben. Es ist wichtig für mich, Muckis Tod zu verarbeiten.“

 

Auf „Es ist doch nur ein Tier, du kannst dir ein neues kaufen.“

„Mucki war einzigartig und unersetzlich. Ich kann ihn nicht einfach durch ein anderes Tier ersetzen. Die Liebe und Erinnerungen bleiben für immer in meinem Herzen.“

 

Auf „Warum bist du so empfindlich?“

„Ich verstehe, dass es für dich schwer nachvollziehbar ist, aber Mucki war ein wichtiger Teil meines Lebens und hinterlässt eine tiefe Lücke. Es ist völlig normal, dass ich trauere und ich gebe mir alle Zeit, die ich brauche.“

 

Es ist wichtig, sich selbst zu erlauben, die eigenen Gefühle anzunehmen und sich nicht von den Kommentaren anderer entmutigen zu lassen. 

 

Die Folgen nicht akzeptierte Trauer 

Wenn Menschen in ihrer Trauer nicht akzeptiert werden, kann das sowohl psychische als auch physische Auswirkungen haben.

 

Psychische Auswirkungen

 

Emotionale Belastung

Die Ablehnung der Trauer kann zu einer erhöhten emotionalen Belastung führen. Trauernde können sich allein gelassen fühlen und Schwierigkeiten haben, ihre Gefühle zu verarbeiten.

 

Depression und Angst

Die Nichtakzeptanz der Trauer kann zu einem Anstieg von depressiven Symptomen und Angstzuständen führen. Trauernde können das Gefühl haben, nicht verstanden zu werden und sich isoliert fühlen.

 

Vermeidungsverhalten

Trauernde können versuchen, ihre Trauer zu unterdrücken, um der Ablehnung durch andere Menschen zu entgehen. Das kann zu einer Verzögerung oder Blockierung des Trauerprozesses führen.

 

Schlechtes Selbstwertgefühl

Die Nichtakzeptanz der Trauer kann das Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Trauernde können den Eindruck haben, dass ihre Gefühle nichts gelten. 

 

Soziale Isolation

Wenn Trauernde das Gefühl haben, nicht akzeptiert zu werden, können sie sich zurückziehen und soziale Isolation erleben. Das kann die Trauer zusätzlich verstärken und den Heilungsprozess erschweren.

 

Physische Auswirkungen

Seine Trauer als etwas „Falsches“ zu empfinden und sie zu verdrängen, kann zu einigen körperlichen Beschwerden führen, wie etwa:

  • Schlafstörungen
  • Erschöpfung  
  • Körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magenbeschwerden oder Muskelverspannungen
  • Immunschwäche und Anfälligkeit für Krankheiten
  • Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die Kombination aus psychischen und physischen Auswirkungen 

 

Es ist wichtig, dass Trauernde Unterstützung und Verständnis erhalten, um ihre Trauer bewältigen zu können. Das erfordert Zeit, Geduld und Mitgefühl. Es ist wichtig, dass Trauernde in ihrer Trauer respektiert und unterstützt werden.

Als ausgebildeter „Deep Journaling Instructor“ beschäftige ich mich seit Jahren mit der heilsamen Kraft des Schreibens. Wenn ich in einer schwierigen Lage bin, greife ich zu Stift und Papier und bin immer wieder begeistert, was sich durch Schreiben alles lösen lässt. Im Jänner 2023 musst ich nach über 16 Jahren meinen Seelenkater Mucki gehen lassen. Da habe ich beschlossen, aus meiner persönlichen Erfahrung des Trauerns und der heilsamen Kraft des Schreibens ein Programm zu entwickeln. Damit möchte ich Menschen in dieser Ausnahmesituation helfen, ihre Trauerreise so einzigartig und persönlich zu gestalten, wie das Leben mit ihrem Seelentier war.

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