Ich erinnere mich, als ob es gestern gewesen wäre, obwohl mittlerweile fast zwei Jahre vergangen sind. Muckis Pfoten hatten ein paar Wochen zuvor diese Erde verlassen und ich litt unglaublich. Mein Herz schmerzte vor Vermissen, Einsamkeit, Leere und Schuldgefühlen. Ich sehnte mich nach seinem warmen, weichen Körper, nach seinem Schnurren und seinem Blick, der mir immer ein Gefühl von Zuhause schenkte. Ich wollte ihm noch so viel sagen und vor allem fragte ich mich ständig, ob es ihm gut ging, dort wo er jetzt war. In vielen Blogbeiträgen und auch in meinem Buch „Weil jede Trauer Liebe ist. Dein Begeleiter, wenn das geliebte Tier stirbt.“ habe ich geschrieben, dass das Verständnis für meine Trauer in meinem Umfeld schon nach kurzer Zeit endend wollend war. Manche wussten mit meinem Schmerz nicht umzugehen, andere waren davon genervt und wieder anderen bereitete die unmittelbare Konfrontation mit der Endlichkeit des Lebens Unbehagen. Aus diesem heraus riet mir eine Bekannte: „Mach doch eine Tierkommunikation, ein Gespräch mit deinem Tier, um Anworten auf deine offenen Fragen zu bekommen.“
Ich weiß, dass ich – sie hatte den Satz kaum beendet – sofort antwortete: „Nein, das mache ich sicher nicht!“ Es war ein spontaner Impuls und ich dürfte so bestimmt gewesen sein, dass sie nicht versuchte, mich zu überzeugen. Sie fragte nicht einmal nach dem Grund meiner Ablehnung. Ich hätte ihn ihr damals wohl auch nicht sagen können. Doch ich begann darüber nachzudenken, woher meine energische Abfuhr ihres Vorschlags kam und schon bald wusste ich es:
Die Antworten auf die Fragen, die wir nach dem Verlust eines geliebten Tieres haben, finden wir nicht durch jemand anderen. Wir tragen sie bereits in uns.
Ein Gespräch der Liebe mit deinem Tier
Es gibt diese besonderen Momente im Leben, in denen man das Gefühl hat, mit seinem Liebling auf einer Ebene zu kommunizieren – und das auf eine Weise, die Worte überflüssig machen. Ein Blick, eine kleine Geste, eine Art inneres Wissen: all das sind die Zeichen einer tiefen Verbindung. Ich bin mir sicher, du kennst das. Es ist eine Art Gespräch mit deinem Tier, das du von Herz zu Herz, von Seele zu Seele führst. Das hat nichts mir irgendwelchem Hokuspokus zu tun, ist keine mysteriöse Sprache und braucht keine „Übersetzung“.
Tiere sind Meister der Kommunikation ohne Worte. Sie beobachten uns, sie fühlen mit uns, sie reagieren auf unsere Stimmung. Meist wissen sie genau, wann wir Trost brauchen, wann wir uns freuen oder wann wir einfach in Ruhe gelassen werden wollen. Doch all das geschieht ohne Worte. Das Tier „spricht“ nicht zu uns im herkömmlichen Sinne, sondern es spiegelt uns.
All das hat nichts Magie zu tun, geschweige denn mit Übersinnlichkeit, sondern ist das Ergebnis einer tiefen, vertrauensvollen Beziehung. Wir müssen nichts erfinden, nichts von anderen deuten lassen. Oder hast du jemals zu Lebzeiten jemand anderen gefragt, was dein Liebling dir damit sagen wollte? Ich vermute, das hast du nicht. Unser Herz wusste immer, was diese Augenblicke bedeuten.
Viele von uns, die ihr Leben über Jahre hinweg mit ihrem Liebling verbracht haben, spüren diese unsichtbare Verbindung auch nach dem Tod des Tieres. Diese Beziehung ist schwer zu beschreiben, aber jeder, der solch ein Seelentier hatte, weiß wohl, wovon ich spreche.
„Tiere können nicht sprechen, um uns zu lehren, dass Liebe, Treue und wahrhaftiges Verstehen keine Worte brauchen.“
Dein Herz kennt alle Antworten
Doch viele Menschen suchen nach dem Tod ihres Tieres nach jemandem, der ihnen die Fragen beantwortet, die sie nicht loslassen: Ob das Tier jetzt glücklich und erlöst ist, ob es ihm gut geht und ob es vielleicht Dinge verzeiht, die im Sterben und Abschiednehmen nicht perfekt gelaufen sind. Aber auch, ob es sich geliebt gefühlt hat und das gemeinsame Leben schön war.
Diese Fragen sind völlig normal. Doch hier kommt ein entscheidender Punkt: Die Antworten auf diese Fragen sind nicht „da draußen“ zu finden. Kein fremder Mensch, keine Tierkommunikation kann uns sagen, was unser Tier empfunden hat oder wie es ihm jetzt geht. Die Antwort liegt in uns selbst, genauer: in unserem Herzen und in der Beziehung, die wir zu unserem geliebten Tier hatten und immer noch haben, denn wahre Seelenverbundenheit ist unsterblich.
Der Tod eines geliebten Tieres hinterlässt eine große Leere. Doch wer sein Seelentier verloren hat, spürt, dass diese Verbindung des Herzens und der Seele nicht endet. Das ist ein großes Geschenk.
Unsere Erinnerungen, die Augenblicke des Vertrauens und der Nähe, unsere tiefe Verbundenehit sind die Quelle aller Antworten. Das Herz kennt diese Verbindung und hält sie lebendig – und nur du kannst auf dieser Herzensebene ein Gespräch mit deinem Tier führen. Es ist nicht notwendig, dass uns jemand diese Botschaft „übersetzt“ oder auf seine Art interpretiert und damit seine eigene Geschichte in die unsere drängt.
Du darfst dir und der Verbindung zu deinem Seelentier vertrauen
Eines der größten Geschenke, das unser geliebtes Tier uns hinterlässt, ist die Erkenntnis, dass wir auch nach seinem Tod auf uns selbst und unsere Verbindung zu ihm vertrauen dürfen. Diese Verbundenheit zeigt uns, dass wir fähig sind, Trost und Halt in uns selbst zu finden. Natürlich gibt es Momente, in denen die Trauer übermächtig wird und ja, manchmal braucht man Unterstützung in dieser schweren Zeit. Doch diese Unterstützung besteht nicht darin, völlig Fremde mit unserem Liebling in einer Tierkommunikation „sprechen“ zu lassen.
Die langfristig kostbarste Unterstützung ist jene, die dir dabei hilft, dir wieder deiner eigenen Ressourcen, deinem eigenen Wissen, der dir innewohnenden Stärke, Liebe und Verbundenheit zu deinem Liebling bewusst zu werden.
In den Pfotentrauer Online Trauertreffen legen wir all das, was unter einer Tonne Schmerz verschüttet ist, gemeinsam wieder frei.
Dein Weg ist der Richtige
Jede Trauer ist so individuell wie es das Leben mit dem geliebten Tier war. Es gibt daher nicht „diesen einen Weg“, der für alle passt. Es gibt nur einen Weg, der dich durch und aus deiner Trauer führt: und das ist genau dein Weg. Warum? Weil die Zeit, die du mit deinem Tier verbracht hast, dir ein individuelles inneres Wissen hinterlassen hat. Es ist ein Wissen, das durch keinen Außenstehenden ersetzt werden kann und über das niemand verfügt außer dir.
Wer sein Tier wirklich gekannt hat, der trägt diese Verbindung für immer im Herzen. Man muss sie nicht „heraufbeschwören“ lassen. Erinnerungen und Liebe sind keine Rätsel, die jemand anders für uns lösen müsste. Sie sind die Antwort, die wir bereits besitzen, wenn wir nur genau hinhören.
„Stell dir einen riesigen Regenbogen vor, der von Norden nach Süden reicht. Besuche beide Enden des Regenbogens.“
Yoko Ono
Schreibimpuls: Verbunden durch den Regenbogen
⏰ Nimm dir 15 Minuten Zeit.
🛋️ Schau, dass du ungestört bist und mach es dir gemütlich.
📝 Leg dir Stift und Papier bereit.
😮💨 Atme drei Mal tief ein und aus, um im Moment anzukommen.
🌈 Schließe nun für einen Moment die Augen und verbinde dich mit deinem Liebling.
Stell dir vor, du sitzt an einem Ende des Regenbogens und dein Tier am andere Ende. Er ist die Brücke für das Gespräch mit deinem Tier.
Beginne das Gespräch mit deinem Tier nun mit den folgenden Zeilen:
„Liebe(r) (Name des Tieres), ich vermisse dich so sehr. Es gibt eine Frage, die ich dir stellen möchte …“
Schreibe dann deine Frage an dein Tier auf. Stell dir vor, dein Tier antwortet dir in einem Gespräch des Herzens. Lass die Worte fließen, ohne nachzudenken. Was könnte es dir sagen?
Lass dich nicht von Zweifeln blockieren, sondern schreibe einfach die ersten Gedanken nieder, die in dir auftauchen. Oft zeigt sich die Antwort auf besondere Weise: in Erinnerungen, Gefühlen oder inneren Bildern.
Beende den Dialog mit den Worten: „Danke, dass du bei mir bist und mich auf meinem Weg durch die Trauer begleitest.“
Lies dir dann durch, was du geschrieben hast, und fasse die Botschaft in einem Dreizeiler zusammen mit je einer Zeile für:
💌 die Botschaft, die dich am meisten berührt hat
🐾 ein Symbol, das du mit deinem Tier verbindest
🤗 das Gefühl, das dich jetzt begleitet
Alles Liebe 🫶
Claudia
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