Ich sitze völlig still inmitten wunderschöner tropischer Pflanzen🌴.
Die hohe Luftfeuchtigkeit legt meine Haare in Locken 👩🦱 und schenkt meiner Haut eine sanfte Schönheitskur.
Es riecht wunderbar. 🌸
Ich schließe die Augen, um tief in die Besonderheit 💫 dieses Orts einzutauchen.
Plötzlich spüre ich eine federleichte 🪶 Berührung auf meiner Wange.
Ich weiß, was es ist und muss lächeln. ☺️
In diesem Moment berührt etwas nicht nur mein Gesicht, sondern auch mein Herz. ♥️
Ich gebe mich dem Augenblick 😌 hin, spüre die zarte, kaum wahrnehmbare Bewegung, einen sanften Hauch und merke, wie ich selbst beginne, mich leicht zu fühlen.
Ich weiß nicht, wie lange ich so dagesessen bin, versunken in diesem Zauber 🪄.
Als ich die Augen öffne, sehe ich sie wieder: all die wunderbaren, federleichten, eleganten und anmutigen Schmetterlinge 🦋, die durch diesen lichtdurchfluteten Raum tanzen.
Wunder begegnen uns immer und überall
Weit gefehlt wer glaubt, ich wäre auf einer exotischen Insel gewesen!
In meiner oberösterreichischen Heimatstadt Linz kann man im Botanischen Garten gerade eine Schmetterlingsausstellung bewundern.
Völlig frei flattern diese wunderbaren Geschöpfe dort rund um die Besucher*innen, die fast durchgängig mit Fotografieren beschäftigt sind.
Es hat fast eine halbe Stunde geduldiges Warten gebraucht, bis ich für diesen kostbaren, stillen Moment alleine war – nur die Schmetterlinge und mein fühlendes, staunendes Ich.
Staunen ist eines meiner Lieblingsworte – und ein so wichtiger Teil meiner Lebensphilosophie.
Wikipedia definiert Staunen als „Emotion beim Erleben von unerwarteten Wendungen oder von unbekanntem Schönen und Großen.“
Ich habe es für mich etwas anders definiert, denn ich brauche nichts Großes – ganz im Gegenteil: oft lassen mich gerade die vermeintlich unscheinbaren Dinge, die kleinen Wunder staunen.
„Wir staunen über die Schönheit eines Schmetterlings, aber erkennen die Veränderung so selten an, durch die er gehen musste, um so schön zu werden.“
Maya Angelou
In meiner Trauer hat es mir oft geholfen, mich auf das Staunen einzulassen, auch oder gerade wenn der Schmerz des Verlustes die Welt um mich in tiefes Schwarz getaucht hat.
Die Momente des Staunens waren wie zarte Lichtstrahlen, die mir Hoffnung geschenkt haben – und oft auch eine Erkenntnis.
Staunen über die Schönheit der kleinen Dinge
Für diejenigen unter euch, die sich noch auf den ersten Schritten ihrer Trauerreise befinden, mag es schwer vorstellbar sein, dass Staunen inmitten dieser dich verschlingenden Dunkelheit möglich ist.
Wenn du an diesem Punkt in deinem Leben stehst: versuche nichts zu erzwingen, aber erlaube dir, mit offenen Augen und offenem Herzen durch den Tag zu gehen.
Staunen ist kein Luxus, den wir uns leisten können, sondern eine Notwendigkeit für unsere Seele. Es ist der Schlüssel, der uns hilft, das Leben in seiner Fülle zu erleben, selbst wenn die Welt um uns herum in Trümmern zu liegen scheint.
☀️ Ein sanfter Sonnenstrahl, der durch das Fenster fällt
🥖 Der Duft von frisch gebackenem Brot
👧 Das Lachen eines Kindes
🌼 Die bezaubernde Schönheit einer Blume
🪶 Eine Feder, die plötzlich zu Boden schwebt
All diese – und noch tausende weitere – kleinen Dinge tragen die Schönheit des Lebens in sich, selbst in unseren dunkelsten Momenten.
Auch zarte Gesten, wie ein trostspendendes Lächeln, eine liebvolle Umarmung, ein paar nette Worte oder eine kleine Aufmerksamkeit, mit der wir nicht gerechnet haben, können Momente des Staunens sein, wenn wir beschließen, uns diesen kleinen Wundern zu öffnen.
Selbst Zeichen unserer Trauer können uns staunen lassen: so spiegeln etwa unsere Tränen all unsere Liebe. Betrachtet man Tränen unter dem Mikroskop, sieht man sogar, dass emotionale Tränen völlig anders aussehen als Tränen, die wir beim Zwiebelschneiden weinen. Auch wenn es dafür eine wissenschaftliche Erklärung gibt – für mich trägt das dennoch einen besonderen Zauber in sich.
Staunen über die sich ständig wechselnden Gefühle
Jene von euch, die hier schon länger mitlesen, wissen, dass ich Kaleidoskope liebe und das Trauern gerne mit einem Blick durch ein Kaleidoskop vergleiche.
„Meine Trauer ist bunt wie ein Kaleidoskop für alle Gefühle in mir, die sein wollen und sein dürfen. Ich lasse sie zu und halte sie aus, gebe ihnen Raum zum Leben und zur Verwandlung.“
Agnes Böttler
Traurigkeit, Wut, Schuld, Verzweiflung, Hoffnung und Liebe – alle diese Gefühle ergeben ein sich ständig wechselndes Bild. Sie zeigen uns, dass wir lebendig sind.
Es ist okay, sich immer wieder von diesen Gefühlen überwältigt zu fühlen, denn sie sind Teil unseres Heilungsprozesses.
Das Staunen liegt für mich hier in der Fähigkeit, diese Gefühle zu akzeptieren und ihnen Raum zu geben, ohne von ihnen erdrückt zu werden oder sie zu unseren lebenslangen Begleitern zu machen.
Und: wir können immer wieder Einfluss darauf nehmen, worauf wir mit unserem Kaleidoskop den Blick richten – im übertragenen Sinne und im konkreten. Ich habe mir ein Kaleidoskop gekauft und wenn meine Trauer mein Leben wieder einmal in tiefstes Schwarz tauchte, durch es hindurch auf das Schöne, Helle und Bunte geblickt. Beschenkt wurde ich mit bezaubernden, schönen und tröstenden Bildern.
Staunen über die Macht der Liebe
Das Staunen über die Macht der Liebe ist für mich auch Quelle der Inspiration und des Wunders. Sie hat die Kraft, Herzen zu heilen, Wunden zu schließen und unsere Seelen über Welten hinweg zu verbinden. Liebe ist ein unendliches Gefühl, das die Grenzen der Zeit und des Raumes überwindet.
Die Erinnerungen an unsere geliebten Seelentiere sind so schmerzhaft, doch sie sind auch ein Zeugnis der Liebe, die wir geteilt haben. Diese Liebe lebt in unseren Herzen fort. Sie ist es, die uns Kraft gibt und Trost spendet, selbst wenn die Dunkelheit droht, uns zu verschlingen.
So staune ich bis heute immer wieder über die Kraft der Liebe, die einem Anker gleich das Boot meines Lebens selbst bei den stärksten Stürmen nicht in ewige Dunkelheit abdriften lässt.
„Wer staunen und lieben kann, gehört zu den Gesegneten dieser Erde.“
Manfred Hausmann
Staunen über den immer wieder aufkommenden Schmerz
„Lieber Mucki, heute war der Schmerz wieder einmal stärker als ich. Die nächste Welle hat mich erreicht. Ich weiß, es geht dir jetzt gut, aber ich vermisse dich so sehr. Der Schmerz der Erkenntnis: nichts wird jemals wieder so, wie es war. Dieser Schmerz ist mir mittlerweile bekannt und doch immer wieder auch neu, er erfasst mich mit erstauntem Schrecken.“
Diese Worte vertraute ich am 02. Mai 2023 – vier Monate nach Muckis Tod – meinem Trauertagebuch an.
Jetzt denkst du dir vielleicht: und wo bitte ist da das kleine oder große Schöne in diesem Staunen?
Manchmal zeigt es sich nicht gleich, doch:
„Staunen ist der erste Schritt zu einer Erkenntnis.“
Louis Pasteur
Tod, Verlust und Schmerz sind unvermeidliche Facetten unserer menschlichen Existenz. Der Schmerz kommt und geht wie Ebbe und Flut, doch in seinem steten Wogen liegt auch die Möglichkeit zur Transformation.
Jeder Schmerz, den wir fühlen, ist ein Zeichen dafür, dass wir aus ganzem Herzen geliebt haben und dass diese Liebe auf ewig in uns weiterleben wird. Der Schmerz ist Teil unserer Reise und lehrt uns, mitfühlender zu sein, dankbarer für die kostbaren Augenblicke und stärker in unserer Verletzlichkeit.
Für mich ist das Staunen auch deshalb so wertvoll, weil es mir zeigt, dass das Leben trotz allem schön ist – schön in seiner Zerbrechlichkeit, schön in seiner Unvorhersehbarkeit, schön in seinen unendlichen Möglichkeiten zur Heilung und zur Liebe.
„Obwohl der beständige Schatten des Todes über jedem Tag aufragt, können die Freuden des Lebens so schön und tief sein, dass das staunende Herz beinahe zu schlagen aufhört.“
Unbekannt
In meiner „Erste Hilfe für deine Trauer“ findest du übrigens eine wunderschöne Übung aus der Welt des Staunens und Entdeckens.
Du kannst sie dir hier für 🎁 0€ 🎁 herunterladen: Erste Hilfe für deine Trauer
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