Wenn ich heute in meinem Trauertagbuch die Einträge der ersten Wochen nach Muckis 🐈 Tod im Jänner 2023 lese, möchte ich die Frau, die damals immer wieder von „Warum“ und Schuldgefühlen geschrieben hat, in den Arm nehmen. 🤗 Ich war so hart zu mir. Falls ihr die Serie „Heidi“ noch kennt: ich war meine eigene, strenge Gouvernante Fräulein Rottenmeier – unnachgiebig und oftmals sehr ungerecht. Was habe ich mich gequält mit unzähligen „Warum“-Fragen und den damit verbundenen Schuldgefühlen. Es war ein Teufelskreis. ⭕️ Zum Glück habe ich ihn schon lange durchbrochen und mein Herz befreit.
Schuld ist eines der häufigsten Gefühle in der Trauer um ein geliebtes Tier und auch die Frage nach dem „Warum“ quält viele Menschen. Zu beiden Themen habe ich schon gebloggt – etwa in „Schuldgefühle: Wie ich mein verwundetes Herz heilte“ und in „Die quälende Frage nach dem „Warum“. In letzter Zeit schreiben mich immer mehr Trauernde an, bei denen die Fragen nach dem „Warum“ oft starke Schuldgefühle auslösen. In diesem Blog schauen wir uns also den Teufelskreis aus den Fragen nach dem „Warum“ und Schuldgefühlen genauer an.
Wenn die Frage nach dem „Warum“ und Schuldgefühle das Leben bestimmen
Wenn wir ein geliebtes Haustier verlieren, ist es vollkommen normal, dass uns die Frage nach dem „Warum“ immer wieder beschäftigt. Wir suchen nach Erklärungen, nach einem Sinn in dem, was geschehen ist, und landen nicht selten bei uns selbst: Hätten wir etwas anders machen können? War es unsere Schuld? Diese Selbstbefragung ist eng mit Schuldgefühlen verknüpft, die in solchen Trauerphasen besonders stark sein können. Doch warum ist das so? Warum führt die Frage nach dem „Warum“ so häufig zu Schuldgefühlen?
Die Antwort liegt in unserer menschlichen Natur, die stets versucht, Kontrolle zu bewahren und Verantwortung zu übernehmen – selbst dann, wenn es um Dinge geht, die außerhalb unserer Kontrolle liegen. Indem wir uns die „Warum“-Fragen stellen, suchen wir nach einer Möglichkeit, das Geschehene zu begreifen und ein Gefühl der Kontrolle zurückzugewinnen. Doch wenn wir keine befriedigenden Antworten finden, drehen sich diese Fragen schnell gegen uns und wir verlieren uns in Selbstvorwürfen. Wir wollen oft eine Antwort auf die Frage nach dem „Warum“, weil wir glauben, Verantwortung übernehmen zu müssen – sogar für Dinge, die nicht in unserer Macht stehen. Diese innere Dynamik, so menschlich sie auch ist, kann jedoch zu starken Schuldgefühlen führen. Das macht das Trauern noch schwerer und ja, oft verhindert es, dass wir einen Weg aus der Trauer finden. Manchmal spiralisieren sich Menschen dadurch sogar immer tiefer in die Trauer und in Folge in Depressionen, Angstzustände und Panikattacken.
Die häufigsten „Warum“-Fragen und der damit verbundene Teufelskreis der Schuldgefühle
Es gibt unzählige Fragen und damit verbundene Schuldgefühle, die sich Trauernde stellen können und sie sind oft so individuell wie es die gemeinsame Geschichte war. Folgende „Warum“-Fragen, sind mir in der Pfotentrauer 🐾 Gruppe und im persönlichen Austausch bisher jedoch am häufigsten begegnen. Das dahinterstehende Schuldgefühl sieht dabei oft folgendermaßen aus:
⛑️ Warum wurde die Krankheit nicht früher erkannt?
Schuldgefühl: „Ich hätte aufmerksamer sein müssen. Es ist meine Schuld, dass es so weit gekommen ist.“
👨⚕️ Warum hat die gewählte Behandlung nicht geholfen?
Schuldgefühl: „Ich habe die falsche Entscheidung getroffen und dadurch das Leben meines Lieblings verkürzt.“
🏠 Warum war ich nicht öfter zu Hause, als mein Liebling krank war?
Schuldgefühl: „Ich war nicht genug da, und das hat zu seinem Leid beigetragen.“
🛟 Warum konnte mein Liebling nicht gerettet werden?
Schuldgefühl: „Ich habe nicht genug gekämpft und deswegen ist mein Schatz gestorben.“
😿 Warum musste mein geliebtes Tier so leiden?
Schuldgefühl: „Ich habe nicht genug unternommen, um das Leiden zu verhindern.“
💉 Warum habe ich mich für das Einschläfern entschieden?
Schuldgefühl: „Ich hätte vielleicht noch abwarten sollen, vielleicht wäre mein Haustier doch noch gesund geworden. Es habe die falsche falsche Entscheidung getroffen.“
😞 Warum musste mein Lieblings auf diese Art und Weise sterben?
Schuldgefühl: „Ich war egoistisch und habe mit der Entscheidung zu lange gezögert. Dadurch musste mein Seelentier unnötig leiden.“
🐱 Warum wurde mein Schatz überfahren?
Schuldgefühl: „Ich hätte aufmerksamer sein müssen. Wenn ich besser aufgepasst hätte, wenn ich nicht abgelenkt gewesen wäre, wäre das nicht passiert.
🐶 Warum hat gerade mein Liebling einen Giftköder gefressen?
Schuldgefühl: „Ich hätte aufmerksamer sein müssen. Ich habe dabei versagt, ihn zu beschützen.
💰 Warum habe ich nicht genug Geld für die Behandlung aufgebracht?
Schuldgefühl: „Vielleicht hätte mein Liebling überlebt, wenn ich mehr Geld für die Behandlung gehabt oder ausgegeben hätte.
All diese Gedanken ziehen Trauernde oft immer weiter in einen Strudel negativer Gedanken, aus dem es schwer ist, auszubrechen. Die ständige Selbstkritik und die quälenden Fragen nach dem „Warum“ werden zu einem Teufelskreis, der den natürlichen Trauerprozess erschwert und die Heilung behindert.
Wie du dich aus dem Teufelskreis aus „Warum“ und Schuldgefühlen befreien kannst
Es ist entscheidend, dir bewusst zu machen, dass nicht jede Frage eine zufriedenstellende Antwort hat. Wie in vielen anderen Lebensbereichen gilt auch für die Trauer, dass viele Fragen unbeantwortet bleiben. Das zu erkennen und vor allem auch zu akzeptieren, ist der wichtigste Schritt aus dem Teufelskreis von „“Warum“-Fragen und deinen Schuldgefühlen.
Die Tatsache, dass wir in vielen Situationen nicht alle Faktoren kontrollieren oder vorhersehen können, sollte dir Trost sein und nicht eine Quelle von Selbstkritik.
Eine wirksame Methode, um sich aus dieser Spirale zu lösen, besteht darin, das Geschehene aus einer anderen Perspektive zu betrachten: Anstatt nach Gründen zu suchen, warum etwas passiert ist, kannst du dich darauf konzentrieren, wie du das Andenken deines Seelentieres mit Liebe bewahren kannst.
Heilsamer als die Fragen nach dem „Warum“ sind etwa auch jene:
🐾 Was hat mein Liebling Tier in meinem Leben bewirkt?
📚 Gibt es etwas, das ich aus dieser Erfahrung lernen kann?
💕 Hat mir mein Liebling ein Vermächtnis hinterlassen, mit dem ich mir und anderen helfen kann?
(So ist übrigens Pfotentrauer entstanden😉)
Fragen wie diese lenken den Fokus von Schuldgefühlen hin zu Dankbarkeit und Akzeptanz.
Indem du die positiven Aspekte der Zeit mit deinem geliebten Tier hervorhebst, veränderst du den Fokus deiner Gedanken von Verlust und Schuld hin zur Liebe, die ihr geteilt habt und eine herzerwärmenden Verbundenheit.
Außerdem ist es wichtig, sich selbst zu vergeben. Niemand ist allwissend oder allmächtig, und es ist unmöglich, jede Situation vollständig zu kontrollieren. Sich diese Wahrheit einzugestehen und Mitgefühl für sich selbst zu entwickeln, ist ein bedeutender Schritt auf deiner Trauerreise. Ich weiß, sich selbst zu vergeben ist schwer und erfordert Zeit und Geduld, aber es ist notwendig, um den Teufelskreis zu durchbrechen und inneren Frieden zu finden.
Schreibimpuls: Den Teufelskreis von „Warum“ und Schuldgefühlen auflösen
Was wäre das sonntägliche Seelenfutter ohne einen kurzen und heilsamen Schreibimpuls! Eine wirkungsvolle Art, um aus diesem Teufelskreis auszusteigen, ist das „Dialogschreiben“.
Dabei schreibst du einen Dialog zwischen dir und einer weisen, liebevollen Instanz, die dir hilft, deine Gefühle und Gedanken zu verstehen und zu lösen. Diese Instanz könnte ein spiritueller Ratgeber oder eine Person sein, die du sehr schätzt. Ich erinnere mich immer daran, wie ehrlich, klug und liebevoll meine Oma war, wenn ich Probleme hatte. Sie ist bei meinen Dialogen oft meine „weise Instanz“.
Du brauchst dafür auch heute nur:
⏰ zumindest 15 Minuten Zeit, in der du ungestört bist
🛋️ einen Platz, an dem du dich wohlfühlst
📝 Stift und Papier
Der Dialog soll dich ermutigen, dich deinen Schuldgefühle bewusst zu stellen und gleichzeitig neue, heilsame Perspektiven zu gewinnen. Hier ein Beispiel für den Beginn eines solchen Dialoges, um dir zu verdeutlichen, was ich damit meine:
Du: „Warum habe ich nicht früher bemerkt, dass es meinem Schatz schlecht geht? Es ist meine Schuld, dass es so leiden musste.“
Weise Instanz: „Du hast nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Du hast *NAME DES TIERES* geliebt und alles getan, was in deiner Macht stand. Krankheit und Tod gehören zum Leben, und nicht alles liegt in unseren Händen.“
Und dann schreibst du einfach weiter und du wirst staunen, welche Weisheit sich in dir verbirgt und wie viel schon eine kleine Änderung der Sichtweise bewirkt. Durch diesen Dialog kannst du auf sanfte Weise zu einem neuen Verständnis der Situation finden und nach und nach aus dem Teufelskreis aus „Warum“ und Schuldgefühlen aussteigen. Das geht nicht von jetzt auf gleich, es ist ein Prozess, Aber jeder Schritt, den du dabei machst, bringt dich dem inneren Frieden und einer liebevollen Verbindung zu deinem Seelentier näher.
Alles Liebe 🫶
Claudia
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