Als ich meinen Mucki nach über 16 gemeinsamen Jahren gehen lassen musste, erhielt ich in den ersten Tagen viel Zuspruch. Doch schon nach zwei Wochen spürte ich, dass nur mehr sehr wenige Menschen noch ehrliches Interesse an meiner Trauer hatten. Eines Abends saß ich zu Hause auf dem Sofa, der Platz, wo Mucki immer lag, war leer und es war auch unglaublich still im Haus. Kein *klapp-klapp* der Katzenklappe, kein Schnurren oder „Ich-verhungere-gleich“-Miauen. Da wurde mir mit einem Schlag klar, wie sehr sich meine Welt verändert hatte, während für alle anderen das Leben einfach weiterging. In diesem Moment fühlte ich mich so unglaublich traurig. Es war, als ob die Welt erwartete, dass ich einfach „darüber hinwegkommen“ sollte, während ich gerade erst anfing, Muckis Tod zu realisieren und zu verstehen. Kennst du diese Situation und wünschst du dir vielleicht gerade auch mehr Aufmerksamkeit und Verständnis für deine Trauer? Dann fühl dich an dieser Stelle liebevoll umarmt. Ich verstehe gut, wie es dir im Moment geht und wie sehr du dir Unterstützung und Mitgefühl wünschst. Ich fühle von Herzen mit dir und möchte dir hier auch ein paar wichtige Dinge mitgeben, wie du dir am besten Selbstmitgefühl in der Trauer um dein geliebtes Tier schenken kannst. Darauf vergessen wir in dieser fordernden Zeit viel zu oft. 

Die Kluft zwischen den Welten 

Wenn ein geliebtes Haustier stirbt, erleben viele zunächst eine Welle der Anteilnahme. Freunde und Familie zeigen Mitgefühl, schicken Nachrichten, bieten ihre Unterstützung an. Doch oft nimmt diese Anteilnahme nach den ersten Wochen rapide ab. Doch gerade wenn der erste Schock nach dem Verlust nachlässt, beginnt der tiefere, oft quälendere Schmerz. Fragen nach dem Warum, Schuldgefühle und eine tiefe Sehnsucht nach unserem Seelentier werden stärker.

In dieser Phase entsteht oft eine große Kluft zwischen dem Verhalten und dem Zuspruch der Menschen um uns herum und unseren eigenen emotionalen Herausforderungen. Freunde gehen davon aus, dass wir „darüber hinweg“ sind, während in uns der Schmerz erst so richtig beginnt. Es ist eine Zeit, in der die Welt da draußen ihren Lauf nimmt, doch unser inneres Erleben steht scheinbar still.

Genau hier wird Selbstmitgefühl ungemein wichtig. Selbstmitgefühl bedeutet, uns selbst gegenüber eine haltende, fürsorgliche und nicht wertende Haltung einzunehmen. Es geht dabei um mehr als nur Selbstfürsorge, die oft mit Aktivitäten wie einem warmen Bad oder einem guten Buch verbunden wird. Selbstmitgefühl schließt Selbstfürsorge ein, umfasst jedoch auch eine tiefere emotionale Auseinandersetzung mit unseren Gefühlen und Gedanken.

Du und deine Trauer seid alle Liebe und jedes Selbstmitgefühl wert.

Warum ist Selbstmitgefühl in der Trauer um ein geliebtes Tier so wichtig?

Selbstmitgefühl erlaubt es uns, uns auf unsere Trauerreise zu machen, ohne uns selbst zu verlieren. Es bietet einen inneren sicheren Hafen, zu dem wir zurückkehren können, wenn die Wellen des Schmerzes über uns zusammenschlagen. Indem wir uns selbst Mitgefühl schenken, erlauben wir uns, der Trauer jenen Raum zu geben, den sie braucht, um verarbeitet zu werden –  ohne uns zu überfordern oder zu kritisieren, in Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen zu verlieren.

Dieser Weg unterstützt dich dabei, dein gebrochenes Herz zu heilen und stärkt letztendlich deine Resilienz.

So kannst du dir Selbstmitgefühl in der Trauer um dein geliebtes Tier schenken

Du darfst deinen Schmerz anerkennen

Erlaube dir selbst, den Verlust deines Seelentieres wirklich zu fühlen, ohne die Emotionen zu unterdrücken oder zu bewerten. Es ist in Ordnung, nicht in Ordnung zu sein. Erkenne an, dass Trauer Zeit braucht und dass jeder Moment, in dem du deinen Schmerz fühlst, ein Schritt zur Heilung ist.

Achte darauf, dass du liebevoll mit dir sprichst

Sprich mit dir selbst, wie du mit einem guten Freund, einer lieben Freundin sprechen würdest, die um ihren Liebling trauert. Wähle Worte des Mitgefühls und der Unterstützung für dich selbst und vermeide Selbstkritik oder Schuldzuweisungen, die nur zusätzlichen emotionalen Schmerz verursachen. Ich weiß, wie unglaublich schwer das sein kann. Wenn dich große Schuldgefühle quälen, lege ich dir die beiden Artikel „Schuldgefühle: Wie ich mein verwundetes Herz heilte“ und „Schuldgefühle lösen, liebevolle Erinnerungen bewahren: Zwei Seiten einer Medaille“ ans Herz.

Schenke dir Selbstmitgefühl durch Achtsamkeit

Achtsamkeitsübungen helfen dir, im gegenwärtigen Moment zu sein und deine Gedanken und Gefühle ohne Urteil zu beobachten. Dies kann besonders hilfreich sein, um sich nicht von schmerzhaften Emotionen überwältigen zu lassen.

Eine einfache und hilfreiche Übung ist folgende:

Wähle einen kleinen Gegenstand aus deiner Umgebung, den du mit deinen Händen halten kannst, wie einen Stein, eine Muschel oder ein kleines Stofftier. Konzentriere dich darauf, den Gegenstand zu ertasten – wie fühlt er sich an, wie ist seine Temperatur, das Gewicht, usw. Beobachte alle Empfindungen und Details. Diese Übung hilft dir, ganz im Hier und Jetzt zu sein.

Unterstütze dein Selbstmitgefühl durch körperliche Selbstfürsorge

Körper und Geist sind eng miteinander verbunden. Sorge für ausreichend Schlaf, dich nährendes und gesundes Essen und regelmäßige Bewegung, um deinen Körper zu stärken und deinen Geist zu beruhigen. Tu alles, was dir gut tut und dir ein paar Augenblicke Erholung schenkt. Oft helfen auch die Berührungen von Massagen oder Shiatsu-Behandlungen.

Nutze die heilsame Kraft des Schreibens

Schreiben ist unglaublich heilsam, denn es unterstützt dich dabei, deine Gefühle und Gedanken auszudrücken, deiner Trauer liebevoll Raum zu geben und sie zu verarbeiten. 

Schreiben – vor allem in Form des „Deep Journalings“ – bietet nicht nur ein Ventil für unsere Emotionen, es ist auch ein mächtiges Werkzeug zur Selbstreflexion und -heilung. Indem wir unsere Gedanken und Gefühle zu Papier bringen, schaffen wir nach und nach Distanz zu den quälenden Aspekten, stärken die positiven Emotionen und gewinnen neue Perspektiven.

Schreibimpuls: Rollentausch – Mitgefühl für eine trauernde Freundin

In diesem Schreibimpuls schlüpfst du in die Rolle einer Person, die einer engen Freundin in ihrer Trauer beisteht. Ziel ist es, deine eigenen Bedürfnisse nach Mitgefühl aus einer äußeren Perspektive zu betrachten und dir selbst dieselbe Fürsorge und Unterstützung zu geben, die du einer geliebten Freundin zukommen lassen würdest.

Er soll dich daran erinnern, dass du es verdienst, mit derselben Freundlichkeit, Liebe, Umsicht und Rücksichtnahme behandelt zu werden, die du so bereitwillig anderen schenkst.

Du brauchst dafür:

⏰ 15 Minuten Zeit (du kannst natürlich gerne auch länger schreiben)

🛋️ einen Ort, an dem du dich wohlfühlst und ungestört bist

📝 Stift und Papier 

Und so geht´s: 

Stelle dir vor, deine Freundin hat gerade ihr Seelentier verloren und erlebt eine Zeit tiefer Trauer. Du bereitest dich darauf vor, sie zu besuchen oder mit ihr zu sprechen.

💬 Was würdest du sagen?

Schreibe auf, welche Worte des Trostes und der Unterstützung du deiner Freundin anbieten würdest. Denke an beruhigende Sätze, um ihr zu zeigen, dass ihre Gefühle völlig normal und verständlich sind.

💓 Wie würdest du handeln?

Überlege, welche Gesten der Fürsorge du zeigen würdest. Vielleicht würdest du ihr anbieten, zusammen Zeit zu verbringen, ihr zuhören oder ihr praktische Hilfe im Alltag anbieten. Schreib auch das alles auf.

🤗 Welchen Umgang wünscht sie sich von dir?

Schreibe in Stichworten auf, wie du reagieren würdest. Würdest du sie umarmen? Würdest du ruhig mit ihr sitzen, wenn sie weint, und einfach da sein? Usw. 

❤️‍🩹 Was würde ihr in dieser schweren Zeit helfen?

Denke darüber nach, was du sagen würdest, um sie zu ermutigen, sich Zeit für ihre Trauer zu nehmen und sich selbst nicht zu überfordern. Wie würdest du sie daran erinnern, dass ihre Trauer  Zeit und Raum braucht? Notiere auch dazu ein paar Stichwort.

🥰 Du bist dir deine beste Freundin

Nachdem du aufgeschrieben hast, wie du deiner Freundin beistehen würdest, lies deine Antworten durch und überlege, wie du dir diese Form der Unterstützung und des Mitgefühls selbst schenken kannst und schenke dir in den nächsten 24 Stunden zumindest eine Sache davon. Am besten trägst du dir das gleich in deinen Kalender ein, damit es nicht im Alltag untergeht. Du bist es wert, deine Priorität zu sein. 

Ich freue mich, wenn du deine Erkenntnisse mit uns auf Facebook in der Gruppe Pfotentrauer 🐾 teilst.

Alles Liebe 🫶

Claudia